Geschichte

Gründung

Quelle: Auszug aus dem Festführer «Obwaldner Trachten- und Volkslieder-Vereinigung | 75 Jahr-Jubiläum 6. und 7. September 2003»

Am 26. September 1926 fand der erste Schweizerische Trachtensonntag statt. Zu diesem Anlass wurden in jeder Gemeinde Trachtenbilder und Postkarten verkauft mit dem Gedanken, das Trachtenwesen neu zu beleben. Aus dem Reinerlös des Kartenverkaufes und einem Zuschuss von der Regierung konnte drei Tage später der erste Obwaldner Trachtentag auf dem Pilatus durchgeführt werden. Autobesitzer aus allen Gemeinden führten die Trachtenleute nach Alpnachstad und die Direktion der Pilatusbahn stiftete eine Freifahrt auf den Berg.

1. Obwaldner Trachtentag auf dem Pilatus 1926

An diesem Tag sprachen die Trachtenleute davon, eine Vereinigung zur Belebung des Trachtengedenkens in Obwalden zu gründen. Die Versammlung wählte indessen zur Förderung des Trachtenwesens auf dem Pilatus eine Trachtenschutzkommission.

Die folgenden Personen stellten sich dafür zur Verfügung:
Dr. Caspar Diethelm, Sarnen, Präsident
Josef von Ah-Werder, Sachseln
Regierungsrat Arnold Röthlin, Kerns
Hedwig Kiser, Ramersberg
Spenglermeister Josef Muff, Alpnach
Oberrichter Roman Eberli, Giswil
Gemeindepräsident Johann Imfeld-Berchtold, Lungern
Kunstmaler Albert Hinter, Engelberg

Der vielversprechende Trachtensonntag fand in der nächsten Zeit keinen erfassbaren Nachhall, da durch die bestellte Trachtenschutzkommission bzw. durch den Präsidenten nichts Positives unternommen wurde. Josef von Ah-Werder wurde durch die Mitglieder aufgefordert, selbst entscheidende Schritte zu unternehmen, um der Trachtenbewegung neue Impulse zu geben.

Am Dienstag, 15. Mai 1928, trafen sich Trachtenträger und Freunde zu einer ungezwungenen Zusammenkunft in der Kreuzmatte in Sachseln. Es entwickelte sich ein heiteres, frohes Stelldichein. Ziel der Zusammenkunft war die Belebung der Trachtenbewegung durch die Gründung einer Trachtenvereinigung. Auch die Pflege des Volksliedes sollte dabei nicht übersehen werden. Die Versammlung gab ihr Einverständnis und fasste einstimmig den Gründungsbeschluss, dass von dieser Zusammenkunft an eine Obwaldner Trachten- und Volkslieder-Vereinigung ihr Wirken beginnen sollte. Ein erster Statutenentwurf wurde durchberaten und beschlossen. Gleichzeitig stellten sie das Beitrittsgesuch als Mitglied bei der Schweizerischen Trachtenvereinigung. Die im September 1926 eingesetzte Trachtenschutzkommission wurde theoretisch als weiterexistierend und als Vorstand der Trachtenvereinigung mit dem Präsident Dr. Caspar Diethelm betrachtet.

Als erster Anlass nach der Gründung nahm die Trachtenvereinigung im Juni 1928 an der Einweihung des Seeweges Sarnen – Sachseln teil. Verbunden mit dem Volksfest war eine Trachtenschau. Viele Trachtenträgerinnen und Trachtenträger waren vor Ort. Diese Tage stellten einen Ansporn für die neugegründete Obwaldner Trachten- und Volkslieder-Vereinigung dar.

Die Teilnahme an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit, SAFFA, am 25./26. August 1928 bedeutete der erste geschlossene Auftritt in einer weiteren Öffentlichkeit und die erste nähere Fühlungnahme mit der Schweizerischen Trachtenvereinigung. Gleichen Tags fand die Delegiertenversammlung der Schweizerischen Trachtenvereinigung statt, wo Obwalden definitiv aufgenommen wurde. Josef von Ah-Werder wurde als Mitglied in den Zentralvorstand gewählt.

Mit unvergesslichen Eindrücken und neuer Begeisterung, jedoch auch mit einer Enttäuschung kehrten die Trachtenleute nach Obwalden zurück. Hatte doch die bekannte schweizerische Trachtenforscherin Frau Julie Heierli ihnen deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht die richtige überlieferte Obwaldner Tracht trugen. Auf diese Eröffnung hin lud Josef von Ah-Werder auf eigene Verantwortung Frau Heierli ins Obwaldnerland ein, um an Ort und Stelle die nötigen Forschungen zu machen. Im Frühling 1929 erschien Frau Heierli und suchte in alten Bauernhäuser von Sachseln, Sarnen, Schwendi und Lungern nach alten ‘Tschöppen’ und ‘Juppen’. Auch das Historische Museum und die Privatsammlung des Roten Hauses in Sarnen wurden erforscht. Dieses Material bildete zusammen mit alten Ölbildern die Grundlage zur neuen alten Obwaldner Tracht, die nach den Vorlagen von Frau Heierli geschaffen wurde. Nach und nach schufen die Trachtenmädchen die neue Tracht an oder änderten die Bestehende ab.

Juni 1928: Einweihung des Seeweges Sarnen – Sachseln

25./26. August 1928: SAFFA – Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit

Am 19. Mai 1929 fand die erste Jahresversammlung statt. Trotz Einladung und Zusage erschien der Präsident der Trachtenschutzkommission Dr. Caspar Diethelm, den man auch als Präsident der Obwaldner Trachten- und Volksliedervereinigung betrachtete, nicht zu dieser Versammlung. Josef von Ah-Werder leitete die Versammlung, an welcher 16 neue Mitglieder aus den Gemeinden Sarnen, Sachseln und Kerns aufgenommen wurden.

Josef-von-Ah-Werder

Trachtenvater Josef von Ah-Werder

Die formelle Doppelspurigkeit bei Bestehen der Trachtenschutzkommission unter dem Präsidium von Dr. Caspar Diethelm und des Vorstandes der Obwaldner Trachten- und Volkslieder-Vereinigung unter der faktischen Führung von Josef von Ah-Werder wurde durch die Neubildung des Vorstandes im Jahr 1930 beseitigt:

Josef von Ah-Werder, Präsident
Dr. Josef Gander, Vizepräsident
Josef Muff, Kassier
Hedwig Kiser, Aktuarin
Frau Kantonsrat Feierabend, Engelberg, Beisitzerin
Regierungsrat Anton Röthlin, Beisitzer
Gemeindepräsident Johann Imfeld, Lungern, Beisitzer

Nach und nach nahmen die Obwaldner Trachtenleute an grösseren Festen teil. So wirkten sie unter grossem Applaus am Umzug anlässlich des Trachtenfestes in Genf im Jahr 1931 mit. Im selben Jahr führten sie selbst das erste Obwaldner Trachtenfest in Sachseln mit grossem Erfolg durch.

Jahr für Jahr konnten weitere Mitglieder in die Vereinigung aufgenommen werden. Dr. Laur, Präsident der Schweizerischen Trachtenvereinigung, nahm im Jahr 1936 an einer Vorstandssitzung teil und empfahl der Obwaldner Trachtenvereinigung die Gruppenbildung in den einzelnen Gemeinden. Von da an entstanden in jeder Gemeinde eigenständige Trachtengruppen, die weiterhin der Kantonalen Trachten- und Volkslieder-Vereinigung angeschlossen blieben.

Gründungsmitglieder

Versammlung in der Kreuzmatte in Sachseln am Dienstag 15. Mai 1928

Rohrer Louise, Kreuzmatte, Sachseln
Rohrer Rosa, Gibel, Sachseln
Rohrer Therese, Zündli, Sachseln
Rohrer Marie, Balm, Sachseln
von Ah Johanna, Bahnhofstrasse, Sachseln
Garovi Anna, beim Schulhaus, Sachseln
von Moos Louise, Seeloch, Sachseln
Spichtig Marie, Seeloch, Sachseln
von Ah-Werder Josef, Sachseln

Rohrer Johann, Brüggi, Sachseln
Rohrer Josef, Gibel, Sachseln
Rohrer Josef, Kreuzmatte, Sachseln
Rohrer Leander, Flüeli-Ranft
Schälin Josef, Längacher, Flüeli-Ranft
Burch Josef, Schlüssel, Sachseln
Burch Karl, Schlüssel, Sachseln
Costa Hans, Bäcker, Sachseln
Haas Theodor, Dorf, Sachseln